Sie wissen noch, dass Uwe Holl mir alles Mögliche erzählte, aber die Geschichte vom Turm auf dem Dach nicht zu Ende brachte. Ich meine, er wollte sie nicht weiter erzählen und hatte wohl gehofft, ich würde vergessen, danach zu fragen. Da kennt er mich aber schlecht. Natürlich wollte ich das Ende wissen, sie vielleicht auch. Hier ist es:
Der Turm auf dem Dach (2)
Wir saßen an einem Freitagvormittag seit sechs Uhr in dem Turm auf dem Dach des Hauses der Ministerien und uns war nach Kaffeetrinken zumute. Wir riefen die Streife herbei.
Vom Dach konnten wir weit nach Westberlin hineinsehen. Dort gab es zwar nicht viel anzuschauen damals, aber es war der Westen. Ich schaute über den Leipziger Platz mit dem Abgang zur U-Bahn, konnte weiter nach rechts das Brandenburger Tor sehen, mit dem Ministergarten zwischen Leipziger Straße und Tor, in dem heute die Landesvertretungen stehen.
Wir hörten das Klappern und Scheppern auf dem Dach - die Streife erlöste uns für eine Weile.
Während wir nach ausgiebigem Toilettengang geruhsam Kaffee tranken, passierte dies:
Ein junger Mann hatte sich aufgemacht, nach Westberlin zu flüchten, bei strahlendem Sonnenschein, an einem Freitagvormittag, nicht zu fassen. Die Streife hatte ihn beim Übersteigen des Hinterlandzaunes an der Wilhelmstraße entdeckt und es sogleich gemeldet. Der Bursche schlenderte am Haus der Ministerien vorbei in aller Ruhe gen Mauer. Nirgendwo im Grenzabschnitt war die Entfernung zwischen Hinterlandszaun und Mauer größer. Grenzede hatte 500 Meter zu schlendern. Sein Fehler: Er konnte keinen Postenturm entdecken. Der Zugführer gab dem Postenpaar im Bahnhof Potsdamer Platz den Befehl, aus dem Untergrund aufzutauchen und den Mann festzunehmen.
Er schlenderte ihnen direkt in die Arme, als sie die Stufen der U-Bahnstation emporliefen. Der Mann hatte keine Ahnung, dass auch vom Haus der Ministerien während der gesamten Zeit eine Kalaschnikow auf ihn gerichtet war.
Der Postenführer rief: "Halt an! Brauchst keine Angst mehr vor uns zu haben!" Er betonte das "uns". Er wusste, nun würde der Mann verhört werden und musste ins Gefängnis.
Hier hätte er sterben können. Erst wenn er aus dem Grenzgebiet haraus war, würde er sich ängstigen.
Der Turm auf dem Dach (2)
Wir saßen an einem Freitagvormittag seit sechs Uhr in dem Turm auf dem Dach des Hauses der Ministerien und uns war nach Kaffeetrinken zumute. Wir riefen die Streife herbei.
Vom Dach konnten wir weit nach Westberlin hineinsehen. Dort gab es zwar nicht viel anzuschauen damals, aber es war der Westen. Ich schaute über den Leipziger Platz mit dem Abgang zur U-Bahn, konnte weiter nach rechts das Brandenburger Tor sehen, mit dem Ministergarten zwischen Leipziger Straße und Tor, in dem heute die Landesvertretungen stehen.
Wir hörten das Klappern und Scheppern auf dem Dach - die Streife erlöste uns für eine Weile.
Während wir nach ausgiebigem Toilettengang geruhsam Kaffee tranken, passierte dies:
Ein junger Mann hatte sich aufgemacht, nach Westberlin zu flüchten, bei strahlendem Sonnenschein, an einem Freitagvormittag, nicht zu fassen. Die Streife hatte ihn beim Übersteigen des Hinterlandzaunes an der Wilhelmstraße entdeckt und es sogleich gemeldet. Der Bursche schlenderte am Haus der Ministerien vorbei in aller Ruhe gen Mauer. Nirgendwo im Grenzabschnitt war die Entfernung zwischen Hinterlandszaun und Mauer größer. Grenzede hatte 500 Meter zu schlendern. Sein Fehler: Er konnte keinen Postenturm entdecken. Der Zugführer gab dem Postenpaar im Bahnhof Potsdamer Platz den Befehl, aus dem Untergrund aufzutauchen und den Mann festzunehmen.
Er schlenderte ihnen direkt in die Arme, als sie die Stufen der U-Bahnstation emporliefen. Der Mann hatte keine Ahnung, dass auch vom Haus der Ministerien während der gesamten Zeit eine Kalaschnikow auf ihn gerichtet war.
Der Postenführer rief: "Halt an! Brauchst keine Angst mehr vor uns zu haben!" Er betonte das "uns". Er wusste, nun würde der Mann verhört werden und musste ins Gefängnis.
Hier hätte er sterben können. Erst wenn er aus dem Grenzgebiet haraus war, würde er sich ängstigen.
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