Am Greifswalder Bodden
Wo Himmel und Meer bleigrau den Horizont verstecken
und der Blick übers Wasser haltlos bleibt,
wo die Möwen, den Zugvögeln gleich, im Keil auf Reisen fliegen,
wo das Pfingstfest letztes Signal für das erste Bad des Jahres ist,
selbst wenn Eisschollen treiben,
wo der Sturm aus Nordwest mich vom Strand weht
und der Frost aus dem Osten sich in die Ohrmuscheln krallt,
wo das Wasser am Morgen eine Glatze trägt,
die Stunde darauf sich Wellen kräuseln
und Minuten später Wogen toben,
eine jede Ebbe und Flut zugleich,
wo Kiefern krummbeinig und schiefhäuptig auf dem Steilufer wachsen,
wo die Sturmflut Wiesen in Seen verwandelt
und Wohnzimmer in Tümpel,
wo hunderte Schwäne im Bodden-Eis zu Tode frieren,
ein Festmahl für Füchse, Krähen und Adler,
wo ich für's Fensterbrett den Donnerkeil und steinalte Muscheln fand,
doch nie einen Bernstein,
wo ich dem Sohn die Gier des Fischjägers weitergab,
wo der erste Tag der alljährlichen Hechtverführung unser Feiertag bleibt,
was soll ich da am Mittelmeer?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen