Sonntag, 15. März 2009

Des Habilds Hasen vom Hasenbuck

Ein paar Jahre lang lebte ich in Franken. Dort habe ich so viel gelernt, wie zuvor in sechs Jahren. Ich lernte dort Leute mit Ideen kennen, z.B. den Apotheker Gert Habild, der seine Apotheke im Stadtteil Nürnberg-Hasenbuck betreibt.

Weil in allen möglichen Läden seit Wochen Ostersachen angepriesen werden und weil es bald Frühling wird (In einer regionalen Zeitung wäre zu lesen: "Der Frühling steht vor der Tür." Das ist natürlich Quatsch, denn der Frühling steht vor keiner Tür, liegt auch nicht davor und auch nirgends woanders.), erinnerte ich mich an den Apother und an das, was ich von ihm weiß: In seinem Laden stehen, sitzen, liegen und hängen Osterhasen aus aller Welt, das ganze Jahr über. Sogar Notizzettel, die er verschenkt, sind behast:

Wer Gert Habild eine Freude machen möchte, schenkt ihm einen Hasen. Ob Plüsch, Holz, Blech, Plaste, Porzellan, Glas, Schokolade oder gemalt und gezeichnet, spielt keine Rolle. Hauptsache der Löffelträger ist originell. Dass es ausgerechnet Hasen sind, hat mit seiner Apotheke zu tun. Sie liegt im Stadtteil Hasenbuck.

Als Gerd Habild Anfang 1997 die Apotheke in der Rieppelstraße übernahm, hatte er die Idee, zu Ostern das Schaufenster mit Hasen auszustatten. Einige Meister Lampe aus dem Baumarkt wurden so der Beginn seiner Sammelleidenschaft. Ein Hase wurde auch zum Logo der Apotheke. Die Frau eines Freundes, eine Grafikerin, entwickelte es: den breiten, lächelnden Kopf mit den besonders schlanken Ohren.

„Öfter mal was Neues“ ins Schaufenster zu stellen, sei interessanter für die Kundschaft, meinte der Apotheker. Also wechselte er von Zeit zu Zeit die Hasen-Dekoration. Nur im Weihnachts-Schaufenster standen Engel und Räuchermännchen. Doch selbst dort fand sich ein Hase, aus Holz geschnitzt und deshalb ein wenig getarnt.

Wer öfter an der Apotheke vorbeikommt, entdeckt Hasen mit Pilzen in der Pilzzeit, Hasen mit Ranzen, wenn die Ferien enden und traditionell einmal jährlich ein Mohrrüben-Schaufenster. Zum wahren Entdecker wird, wer die Apotheke betritt. In den Regalen, zwischen Arzneien, an allen Ecken und Enden stehen, sitzen, liegen oder hängen Hasen. Vom Kitsch- zum Kunsthasen sind es oft nur Zentimeter. So steht auf einem Meter hohen Sockel das Kunstharz-Modell des kleinen Hasen von Jürgen Goertz, dessen Original ganz blank von Streichelhänden am Tiergärtner Tor steht. Gern zeigt Gert Habild das Plakat von Toni Burkhart mit dem Dürer-Hasen aus dem Jahr 1971.

Ist der Apotheker auf Reisen, schaut er natürlich nach Auslands-Hasen. Aus Indien brachte er Hasen-Büchsen aus Pappmaché mit, eine Hasen-Kinderrassel und einen Hasen reitenden Buddha aus Kambodscha, Hasen mit Instrumenten aus England und Griechenland.

Aber auch Absonderliches sammelt Habild, zum Beispiel eine Häsin im neongelben Abendkleid, einen Hasen im Froschkostüm oder einen Bären im Hasenkostüm. Als die Ente Paula der Nürnberger Nachrichten zu Ostern Hasenohren zum Umbinden erhielt, kaufte der Apotheker gleich 50 dieser Ohrenpaare. So kann er alle möglichen Plüschtiere in Hasen verwandeln.

Etwa 500 Hasen hat der Hasenbuck-Apotheker in sieben Jahren gesammelt. Wie viele genau, weiß er nicht, denn ab und zu verschenkt er auch Teile seiner Sammlung. Inzwischen geht das Sammeln über das eigentliche Objekt hinaus. Aus dem Bezirksmuseum Berlin-Charlottenburg brachte er ein Heft mit Osterhasen-Gedichten mit. Er besitzt den Katalog des Osterhasen-Museums in München. Und natürlich weiß er, dass der Hase in Kambodscha das Symbol für den Mond ist.

Was Gert Habild in diesem Jahr zu Ostern ins Schaufenster stellt? Es könnte sein, dass es mit Hasen zu tun hat.

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